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Mittwoch, 19. September 2012

Alltägliche Kontroversität.

Manchmal gibt es Tage da möchte ich mich für die Menschheit schämen.

Omni Facepalming. Kulturkopfklatschen.

Langsam ausholen, die Fingerspitzen leicht in Richtung Stirn, sodass die frisch lackierten Stargazegalaxyuniverseplastiknägel ganz, ganz sicher irgend einen Teil meines Gesichts erwischen werden, um dann mit einem geschmeidigen, aber sehr bestimmten - klatsch - die Mitte meiner Stirn für die nächste halbe Stunde in ein glühendes kirschrot zu tauchen.

Ja. So würd ich mich manchmal gern von der humanoiden Rasse abgrenzen.

Ich fühle mich nicht als Mensch. Eher wie ein Gespenst, eine Nebelfrau inmitten von Nebel. Ein Stück Menschenfilet umzingelt von hungrigen Zombies. Jedenfalls fühle ich mich nicht wie du, oder sie dort hinten. Ich bin kein Individuum sondern einfach da. Ein verlorenes, an der Gesellschaft gescheitertes Leben.

Morgens, dank meinem Hang zu digitalen Medien, mit ungesunden 5-7 Stunden schlaf, stehe ich auf.
Eine halbe Stunde Zeit für mich, bevor meine Reise zu meiner Halbtagsbeschäftigung in einem Textilatelier beginnt inder man mir beibringt, dass das Leben auch mal zurücklacht. Nicht nur nochmal nachtritt und spuckt wenn du mit gebrochenen Gliedern, blutend und klatschnass in einer Urinlache liegst.

Ich nehme mir Zeit. Ziehe mich an. Kämme und richte meine türkisblauen Haare. Öffne das Kontaktlinsencase, setze diese ein und hole mein Etui mit den eintausendundeins Utensilien um mein Gesicht zu verstecken.

Primer. Foundation. Ich habe Lust auf ein Galaxymakeup, hole schwarz, blau, pink, grün, gold und violett aus der Pallette und trage es sorgfältig auf. Etwas kajal und Mascara, dann noch die Augenbrauen nachziehen und fertig.

Ich fühle mich gut, ordentlich, beschützt und bereit zu arbeiten.

Ich ziehe meine Jacke an und laufe zur Bushaltestelle. Dort stehen Menschen. Ihre Blicke stechen wie Nähnadeln auf mich ein. Ich bin nervös. Unsicher. Mir ist übel. Ich bin einfach nur froh, dass sie mich in Ruhe lassen...

Ab in den Zug. Nocheinmal 40 Minuten die Luft anhalten. Dann bin ich auf Arbeit. Die Menschen dort schauen mich ebenfalls an. "Du schminkst dich wohl echt gern" "Lustige haarfarbe" "Wieso färbst du dauernd deine haare" "Du fühlst dich individuell, was?"

Ich fragte mich oft was wohl passieren würde, wenn ich mich nicht schminken, mich nicht hübsch anziehen würde. Also probierte ich es aus.

Morgens 7 Minuten bevor der Bus kommt stehe ich auf, gehe zum schrank, greife leggins und schlabberpulli, gehe ins bad, putze meine zähne, nehme meine Tasche, ziehe ein paar winterstiefel an und gehe.

Die Reaktion auf Arbeit: "Bist du krank? Du siehst nicht gut aus geht es dir heute nicht gut?"
Alle waren schrecklich besorgt um meine körperliche Gesundheit.



Ich sagte:" Ich wollte mal individuell sein" lachte mir ins Fäustchen und freute mich auf meine allmorgendlichen Preparationen.

Dienstag, 11. September 2012

Ja, ich lebe.

Es wird Zeit, diesem Blog mal wieder etwas Leben einzuhauchen.
Bis bald. <3


Donnerstag, 3. Februar 2011

liebe Frau Platzangst...

...neulich, als ich die Ehre hatte mit ihnen, einer porzellanhäutigen, nach Kokosnuss duftenden, 90-80-90 Schönheit mit schulterlangem schwarzen Haar, perfekt sitzender Kleidung, schwarzen Schuhen und einem dazu passenden Schal, im Zug zu sitzen, gingen mir viele Fragen durch den Kopf.

Zum Beispiel etwa, wieso sie in den letzten 3 Sekunden bevor der Zug abfuhr, in das Abteil gestürzt kamen, und mit zitternder Stimme ausgerechnet mich (eine totmüde Arbeitsleiche) fragten ob neben mir noch frei sei...


Natürlich mache ich ihnen Platz, denke ich, nicke und verdrehte meine Augen leicht. Jedoch komme ich nicht dazu ihnen Platz zu machen, denn sie werfen nach meinem kurzen Nicken, ihre ganzen Sachen auf meine Tasche. Gut.. denke ich mir, einfach freundlich darauf hinweisen: doch ich bekomme keine Reaktion, sie sind nämlich einfach aus dem Abteil verschwunden.

Die Passagiere mir gegenüber beäugen das ganze Geschehen und lachen sich wohl ins Fäustchen.

Nach der Station, in der die meisten anderen Pendler aussteigen und ich meistens alleine in meinem Abteil zurückbleibe, kommen sie wieder.

Hoffnungsvoll, dass sie all ihre Sachen von meiner Tasche entfernen, betrachte ich ihr Tun. Sie tippeln auf und ab, kramen in ihrer Gucci nach der Schminke, oder sonstewas. Ich sehe, dass sie Wein dabei haben.. und Kuchen.. wohin gehen sie? Eine Geburtstagsparty? Egal, denke ich mir. Ich warte weiter ab was geschieht.

Endlich, sie nehmen den Kuchen. Ich sehe Auf, lächle sie an, bis ich merke, dass sie den Kuchen fein säuberlich neben sich drapieren und sich wieder in ihre Tasche vertiefen. Ich sitze immer noch neben ihrem Stapel an Gepäck.. weiss der Teufel warum sie so viel Gepäck mit sich schleppen, aber dieses Gepäck gehört eindeutig nicht neben mich, nicht auf meine Tasche, ja auch nicht auf meine Sitzfläche.


Aber ich bin geduldig. Zu geduldig, denn ich lasse sie weiterhin alles vollmüllen. Nach meinem Sitz kommt der kleine Tisch an die Reihe, auf dem sie alles, mit einem Toleranzrahmen von knappen 2 cm, um meine Flasche herumstellen was ihnen gerade aus der Tasche fällt.

Die Zeit verstreicht, in mir ballt sich Wut. Wut der ich gerne Luft machen möchte, denn ich bin ein Mensch, der sich nicht gerne einengen lässt. Und schon gar nicht nach Feierabend.

Ich überlege mir, was ich sagen soll, nehme all meinen Mut zusammen, setze zum ersten Wort an und-
bekomme einen Riesenschreck, so wie der Rest des gesamten Zugabteils, denn sie haben soeben begonnen sich ihren Polyesterschal anzuzünden.

Die verbrannte Polyesterluft vermischt sich mit ihrem ekelerregenden Kokosnussparfüm und erzeugt einen solch ekelerregenden Gestank, dass es mehrere Menschen nicht mehr im Abteil aushalten.

Ich hoffe dass es bald vorbei ist, dass ich bald an meiner Station ankomme.
Als ich mich zur Flucht aufmache, meine Tasche aus ihrem Berg von Habseligkeiten ziehe, und ihnen meinen bösartigsten, verachtesten Blick zuwerfen will, schreien sie mich an: "EYY, BRAUCHST DU DER ZEITUNG NOCH?" ich verneine und als ich mich zum Gehen bewege, sehe ich noch im Fenster, wie sie anfangen die Zeitung zu erreissen und in ihre Tasche zu stopfen.

Und mein letzter Gedanke an sie war:
Liebe Frau Platzangst, bitte ficken sie sich.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Fufzisch Franken

Endlich bin aus in den Ferien in Berlin zurück und habe auch schon ein gutes Stück Flugpannen, Freizeit, Entspannen, Ausschlafen, Shoppen und ein Freunde-Marathon-Treffen hinter mir und liege nun Krank im Bett. Darum dachte ich, ich muss von einem kleinen Erlebnis berichten, dass sich vor den Ferien abgespielt hatte, bevor ich es vergesse.

Wir waren spazieren. Es schneite, es war wahnsinnig romantisch, der Schnee rieselte sanft und ich fror nicht. Kurz: Ein schöner Winterspaziergang in der Nacht.
Jedenfalls war er das, bis wir an einem Kiosk vorbei gingen, vor dem eine Horde Mädchen stand und uns interessiert begafften, kurz tuschelten und dann wieder schauten nur um sich dann wieder in Tuscheleien zu vertiefen. 
Zum Glück interessiert mich das normalerweise nicht, aber dann kamen 2 Exemplare zu uns rübergestöckelt.
Ich schätzte sie so auf um die 14-16 ein, was sie vermutlich auch waren, es aber panisch unter 5 Tonnen von Make up, hochtoupierten Haaren und engen kurzen und knappen Stöffchen zu verstecken versuchten.

Da standen die beiden also vor uns und versuchten irgendwie uns anzusprechen, und brachten dann, nach kurzem Zögern, ein: "Ähhhm.. siiiiieeeee, könnten sie uns eventuell einen Gefallen tun?" raus. Wie süss.. extra noch siezen.. seh ich so alt aus?
"Ja was denn für einen Gefallen?", fragte ich.
Schliesslich interessierts mich ja, was diese kleinen Dinger von uns wollten.
Sie hob einen 50 Franken Schein hoch, wedelte mit ihm und entgegnete:  
"Könnten sie für uns 2 Flaschen Vodka und 2 Packungen Zigarretten kaufen?"



Die Kinnlade fiel mir zu Boden, jedenfalls innerlich. Es tut mir wirklich leid, aber wie dreist ist das denn?
Vielleicht versteht nicht jeder meine Reaktion, aber ich bin ganz sicher nicht bereit, das Risiko einzugehen mich vor den Eltern rechtfertigen zu müssen, warum ich ihren Sprösslingen harten Alk ermögliche.

Auf der anderen Seite, habe ich mich danach echt gefragt, ob ich ausgesehen haben muss wie ein vollgekokster Junkie im Vollsuff, dass mich diese Mädels sowas überhaupt gefragt haben natürlich mit dem Ziel, ihre Ware zu bekommen. Wahrscheinlich bin wohl der Typ, der so wirkt als ob man mich zu einem Bankraub überreden könnte.

Aber, meine lieben frischpubertösen Mädels: Nein. Das bin ich nicht.
Ich sehe auf solche Kinder mit Verachtung herab, auch wenn das vielleicht nicht die feine englische Art ist. Aber ich hasse solche Menschen, die sich schon so früh ihren Körper zerstören und es monströs geil finden, bis 4 Uhr morgens "partey" zu machen und mit ihren Homies einen druff zu machen.

Und nun muss ich noch den Eltern einen Oskar dafür geben, dass sie ihre Kinder nachts um 12 rauslassen und es dann auch noch erfolgreich ausblenden, wie ihre Schützlinge das Haus verlassen, resp. wie sie dann um 4 wieder nach Hause kommen: Besoffen, nach Rauch stinkend und womöglich noch defloriert (sollten sie diesen Vorgang nicht schon mit 12 "erfolgreich", auf einem stinkenden Klo, mit der "Liebe ihres Lebens", hinter sich gebracht haben).

Das nenne ich doch mal Erziehung *augenroll*



Aber da ich selber nicht so bin, kann ich beruhigt sagen.
Danke, mir geht es gut. ;-)

Montag, 20. Dezember 2010

...

Schneller schneller schneller.
Nein! halt an, zu schnell, du hast's zu eilig-
NEIN! Schneller! Immer schneller, geradeaus, vorwärts!

Was soll ich nur machen?
Eigentlich sollte ich mich freuen. Freuen dass ich Ferien habe, schon bald nach Deutschland reise.
Ich hatte mich gefreut. Jeden Tag die Motivation daraus gezogen, mich anzustrengen, mir Mühe zu geben. - noch 2 Wochen - Jeden Tag stand ich mit dem Gedanken auf "Es dauert ja nicht mehr allzu lang, dann hast du Ferien."
- noch 1 Woche - Dann war es soweit. Freitag. Letzter Arbeitstag, Mitarbeitergespräch. Da war nur die Angst, ihnen nicht genügt zu haben, zu schlecht gearbeitet zu haben, doch auch da war alles gut, Anforderung übertroffen. Ruhe.
Endlich Wochenende, ausschlafen, entspannen, ich freute mich so sehr mit meinem Liebsten einfach alleine und in Ruhe sein zu können. Faul auf der Couch zu liegen, schlafen solange ich will. Ich war glücklich. Das dachte ich, doch innerlich blieb die Unruhe. Der Stress wollte nicht gehen, zu viele Gedanken - ich muss waschen, aufräumen, Geschenke verpacken, Koffer rauskramen, meine Kleidung sortieren. Was nehme ich mit, habe ich auch an alles gedacht? Es wurde immer mehr und mehr. Abkühlung, ich brauche eine Pause. Duschen, jetzt.

Endlich unter der Dusche, dachte ich ich könnte abschalten doch dann- dann passierte mir etwas, was ich wohl nicht mehr vergessen würde. Die Knie wurden weich, meine Ohren taub. Mein Magen rebellierte, meine Augen gaben ihren Sehsinn auf und ich fiel. Schwarz.

Ich war überzeugt ich würde schlafen, träumen. Ich sprach mit meinem Freund. Stundenlange Dialoge. Ich schlief doch, oder? Plötzlich öffnete ich die Augen, langsam. Überzeugt gleich in meinem Bett zu erwachen, sass ich statdessen in der Dusche, mein Freund über mich gebeugt, mit mir sprechend. Er hob mich auf und setzte mich an den Rand der Badewanne. Erst als er es sagte, realisierte ich es.


Noch nie verlor ich die Kontrolle über meinen Körper. Noch nie wurde ich Ohnmächtig.
Schock. Ich war doch überzeugt, ich würde immer die volle Kontrolle über mich haben. Überzeugt, dass mir niemals etwas derartiges widerfahren würde. Doch da war es nun. Ich war schwach geworden.
Warum ich? Warum jetzt? Es war doch alles gut. War es das?
Es war das Zeichen, dass ich brauchte.
Der Arschtritt der mir sagte:
Ruhe.
Das brauchst du jetzt.

Doch wie nimmt man sich Ruhe?
Ich bin nicht jemand, der sich einfach so Ruhe nimmt.
Ich bin immer auf zack. Motiviert alles gut und richtig zu machen, allem gerecht zu werden.
Ich versuche immer mein bestes zu geben. Gut auszusehen, auch wenn ich in Gammelstimmung bin.
Ich habe vergessen, wie es ist sich auszuruhen.
Es ist Zeit es zu lernen.

Die Krabbelzeit ist vorbei, es ist zeit aufzustehen und zu gehen.


Freitag, 17. Dezember 2010

Die Duftattacken früh am Morgen.

Ja, es ist mir schon öfters aufgefallen, dass ich schon lange Zeit keine frische Luft mehr eingeatmet habe.
Man denkt sich doch eigentlich: ja, spätestens wenn ich früh am Morgen das Haus verlasse, haut es mir frische Luft um die Ohren, grosser Quark. Nirgends ist man mehr sicher vor Duftattacken, egal wo man ist und egal ob man es toll findet oder nicht, man wird mit Duft praktisch beworfen.

Wenn ich Morgens um 6 aufstehe, riecht es dank dem Bäcker direkt nebenan nach frisch gebackenem Brot. Die beste Zeit zum Aufstehen also. Gut gelaunt gehe ich dann aus dem Haus, doch was ist das? Hier riecht es doch stark nach McDonalds. Aber der gute McDoof ist knapp 1 Kilometer von meinem Haus entfernt, hat der überhaupt schon offen? Also was soll dieser beissende McDoof Geruch? Die gute Laune schwindet.

Kaum um die Ecke, schreit mir Starbucks entgegen KAUF UNSEREN KAFFEE DENN WIR RIECHEN SO LECKER DANACH! Ich habe wirklich nichts gegen Starbucks, nein, ich mag den Kaffee, ich mag das Ambiente. Aber früh Morgens dreht es mir schon bei dem Gedanken an "Karamell-Latte-Macciato-mit-Zimt-Zucker-Vanille-Schokostückchen-und-extra-Sahne"den Magen um 180°. Ich will am Morgen einfach keine FastFood, Coffe-To-Go, Thai Food, oder sonstige Produkte riechen. Ich will es nicht.

Nach erfolgreicher Flucht vor dem McDonalds-Starbucks-Cinnamon mix, stehe ich an der Strasse. Ich rümpfe die Nase. Abgase, überall. Mein Atem wird sichtbar, oder sollte ich eher sagen: die 3 Tonnen Abgase die ich in meine Lunge inhaliert habe werden sichtbar? Schnellstmöglich weiter zum Bahnhof.

Endlich da, ich fühle mich in Sicherheit vor all den Düften, doch habe ich eine wichtige sache vergessen. Raucher.
Kaum daran gedacht, fühlt sich Frau Teerlunge neben mir angesprochen und zündet sich eine Zigarrette an, aber anstatt darauf zu achten niemanden mit ihrem Dunst zu belästigen, pustet sie mir ihren Dunst ins Gesicht. Herr Raucherbein schnuppert einmal kräftig und fühlt sich animiert sich auch eine anzuzünden.
Ich stehe dazwischen und habe das Gefühl, jedes mal wenn einer der beiden ausatmet, dreht sich der Wind, damit es mir genau ins Gesicht weht.

Hätte ich mich lieber im McDonalds Geruch gesuhlt, dann würde man mich wenigstens für einen Fressack und nicht für einen Kettenraucher halten. Oder für einen Starbucks Junkie wenn ich mir einen Kaffebecher über den Kopf gekippt hätte. Statdessen stinke ich jetzt, dank Herrn Raucherbein und Frau Teerlunge, den ganzen Tag nach Marlboro und Parisienne.

Hoffentlich greifen mich Mittags die Douglas Mitarbeiterinnen in der Einkaufsstrasse mit Parfümbomben an.

Ein kleines bisschen Hoffnung, doch noch etwas von dem Schnee zu riechen, der letzte Nacht gefallen war, bleibt.